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Turmbesteigung „Kölner Dom“

(Meine Angstkonfrontation)

 

Schon einige Wochen vorher vereinbarte ich mit meinem Therapeuten, Thomas. v. S., einen Termin, an dem ich mich mit meiner Angst konfrontieren wollte. Seit mittlerweile fast 2 ½ Jahren arbeite ich mich mit kleineren Unterbrechungen (Therapiestunden, die ich einem anderen Thema widmete) diesem Ziel entgegen.

 Nun gehen die Therapiestunden dem Ende entgegen und für mich wird es Zeit meine Erfahrung zu machen, der ich seit Jahren davonlaufe.

Mich meiner Angst zu stellen!!!

 Als ich vor einigen Jahren mit meinem Freund in Holland war und einen kleinen Turm hochsteigen wollte, da entdeckte ich sie, meine Angst. Dieser Turm in Holland war sehr eng.

Ich bekam Herzrasen und Panik, hatte das Gefühl keine Luft zu bekommen und bin nur noch schnellstens zurück zum Eingang gelaufen. Seit dem habe ich mich bis 2001 in der Berliner Siegessäule nicht mehr in einen Turm mit Wendeltreppe gewagt. Bis ganz nach oben bin ich dort auch nicht gekommen aber immerhin einige Stufen bis auf eine Plattform und sogar noch ein paar weiter.

 Die Angst hat mein Leben schon sehr eingeschränkt, denn viele schöne Erlebnisse waren für mich nur noch im Traum zu erleben, in der Realität war die Angst stets größer und hat mich von der Verwirklichung abgehalten. Es hat mir damals sehr Leid getan nicht mit meinem Freund auf diesen Turm gestiegen zu sein, denn er hatte sich schon sehr darauf gefreut mit mir dort oben zu stehen und hinab zu schauen. Ich fühlte mich wie eine Versagerin, denn so viele andere Menschen gingen doch auch dort hinauf, wieso konnte ich es nicht.

 Am 04.04.03 sollte sich dies jedoch ändern. Dies war der Tag, an dem ich mit meinem Therapeuten in den Südturm des Kölner Doms gehen und diesen besteigen wollte. Natürlich hatte ich schon Tage vorher, insbesondere in meiner Mittagspause, wenn ich Zeit zum nachdenken hatte, meine „innere Unruhe“, Magenschmerzen und manchmal Herzrasen. Ich schätzte meine Angst dann so auf 10 manchmal auch 20 Prozent. Ich überlegte wie lange es wohl dauern würde, bis ich es hinter mir hatte und zähle in Gedanken meine Schritte, die ich ging.

 Ich erzählte meiner Kollegin davon und die sagte voller Überzeugung, „Du schaffst das, gar keine Frage“! Sie riet mir auf jeden Fall eine Stufe weiterzugehen, wie ich mir vorgenommen hatte. Das sei wichtig, dass man sein Ziel überschreitet. Ich verstand was sie meinte, glaubte aber noch nicht so recht daran, das ich es wirklich schaffte 50 Stufen hochzusteigen, denn das hatte ich mir als Ziel gesetzt. Manchmal dachte ich, das schaffst Du bestimmt, und sah mich in Gedanken schon 10 Stufen weitergehen. Ein anderes Mal erinnerte ich mich an das Erlebnis in Holland und meine Hoffnung klang ab und wandelte sich in Angst überhaupt die 50 Stufen zu schaffen.

 Am Morgen des 04.04.03, meinem Ausflugs- und/oder Konfrontationstag, war mir ganz schlecht. Ich hatte unheimliche Angst und war super nervös. Auf dem Weg zur Arbeit und die 5 ½  folgenden Arbeitsstunden ging es wieder etwas besser, denn ich war etwas abgelenkt. Ich machte aber den „Fehler“ durch meiner doch vorhandenen Nervosität einigen Kollegen davon zu erzählen. „Natürlich“ konnten sie nur darüber lachen und ihre Scherze machen, denn sie wussten ja nicht, was diese 50 Stufen für mich bedeuteten. So wurde ich also von einigen ständig damit aufgezogen, was meiner Angst natürlich sehr gut gefiel, denn so konnte sie wieder einmal in den Vordergrund treten, da ich „IHR“ meine ganze Aufmerksamkeit schenkte.

 Meinen mitgenommenen Pausensnack brachte ich mehr oder weniger komplett wieder mit nach Hause, denn irgendwie hatte ich so gar keinen Appetit!? Zu Hause habe ich dann doch etwas gegessen, denn mittlerweile war mir schon schlecht vor Hunger. Schließlich war es soweit und mein Freund und ich fuhren nach Köln. Ständig stellte ich mir die Frage bis wo ich wohl gehen werde und wie das alles so abläuft. Der Fantasie waren dabei keine Grenzen gesetzt. Alle Möglichkeiten habe ich durchdacht. Sei es erst gar nicht reinzugehen bis vielleicht auf die erste Plattform zu kommen. Letzteres allerdings habe ich dann schnell wieder vergessen, denn das war vielleicht doch ein klein wenig übertrieben. Schließlich waren es bis zur Glockenstube 237 und bis zur Plattform noch einmal 95 Stufen. 332 Stufen!!! Darüber konnte ich doch nur lachen. Nie würde ich es bis dorthin schaffen. (Oder doch!?) Ja vielleicht aber bestimmt nicht heute!

 Zwischenzeitlich rief mich mein Therapeut an und sagte mir, dass es ein bisschen später würde und somit hatte ich wieder ein bisschen mehr Zeit mich mit meinen Gedanken zu beschäftigen.

 Als ich mit meinem Freund vor dem Dom ankam sah ich schon die vielen Kindergruppen, und befürchtete, dass die auch hochwollten. Mein Freund meinte dann „Sicher nicht, die würden dann doch morgens hochgehen und nicht mehr um diese Zeit“! Na ja, hoffentlich hat er Recht!

 Er wartete noch einen Augenblick aber ich wollte eigentlich noch einmal kurz alleine sein bevor mein Therapeut kam und meine Gedanken sammeln. Also verabschiedete ich mich von meinem Freund und ging in den Dom. Ich schaute noch einmal wie viele Stufen es sind und auf die Öffnungszeiten. Jetzt wurde es langsam eng, denn in weniger als 1 Stunde machte der Dom zu.

 Schließlich kam dann auch mein Therapeut und ging noch einmal vor den Dom mit mir.

Er fragte mich, wie es mir geht und wo meine Angst ist, (mittlerweile war sie auf etwa 50% gestiegen) und was mein Puls machte. 120 Schläge in der Minute war das Ergebnis!! So schnell war er wohl schon lange nicht mehr. Wir besprachen uns noch kurz und dann ging es also los.

 Ich zahlte an der Kasse und der nette Mann wünschte uns viel Spass! Ich dachte nur „viel Spass“???? Wenn Du wüsstest!!!

 Und dann ging es also hinein. Meinen Therapeut hatte ich gebeten für mich die Stufen zu zählen, damit ich wusste wann ich mein Ziel erreicht und wie viele Stufen ich schließlich geschafft habe. Ich ging die ersten Stufen hoch und merkte, wie das Gefühl in mir stärker wurde. Schließlich musste ich jetzt immer weiter vom Ausgang weg. Ich hielt auch dann an und schaute zu einem kleinen Fenster hinaus. Mein Therapeut notierte sich immer meine Angstzahlen, die ich ihm mitteilte und zählte fleißig die Stufen. Immer wieder fragte ich ihn nach der Zahl und wenn ich sie hörte freut mich das einerseits, denn schnell hatte ich mein Ziel (50 Stufen) erreicht, doch andererseits rief es ein unwohles Gefühl in mir hervor, denn der Ausgang entfernte sich immer mehr.

 Ich hielt sehr oft an und schaute zu den kleinen Turmfenstern hinaus. Ich ließ die Menschen, die ebenfalls hoch oder auch wieder runterstiegen vorbei und mir sehr viel Zeit. Ich war schnell aus der Puste, denn wann war ich das letzte Mal in so einem Turm und bin so viele Stufen hochgestiegen. Ausserdem bin ich ohnehin sehr kurzatmig und so waren die kurzen Pausen für mich dringend notwenig. Aber sie haben mir auch sehr geholfen und mir gut getan. Ich habe mich in diesen Pausen an meine Angst gewöhnt und mich dann immer wieder entschlossen noch ein paar Stufen weiterzugehen. Mein Therapeut sagte mir dann irgendwann wir wären bei über 100 und dann sogar über 200 Stufen und ich konnte es kaum fassen. Was war denn bloß los mit mir. Ich hatte Angst aber auch den unheimlichen Willen dort hinaufzugehen. Es war wunderschönes Wetter und ein eigentlich optimaler Tag für ganz hoch zu gehen. Es wäre doch schade, wenn ich jetzt, wo ich schon sooooo weit gekommen bin umkehre. Also ging ich wieder ein paar Stufen, hielt an und ging wieder weiter. Immer wieder gehen, anhalten, aus dem Fenster schauen, gehen. Irgendwann waren wir an der Glockenstube, dass heißt, ich war 237 Stufen gegangen und es war nicht mehr weit bis zur Plattform. Wie in Trance ging ich weiter, ich wollte jetzt da hoch, ich wollte es versuchen. Ich ging weiter, wurde ein bisschen schneller, hielt kurz an um Luft zu holen und wieder weiter. Die Pausen wurden merklich kürzer. Ich wollte dort hinauf!!! Der Wärter drängte auch ein wenig, denn in Kürze wurde der Turm geschlossen! Aber egal, ich ging weiter, weil ich dort hoch wollte. Und tatsächlich, ich war auf der Plattform. Ich konnte es nicht ganz glauben aber mein Therapeut bestätigte es mir, wir waren auf der Plattform angelangt und nun wäre es nicht mehr weit bis zu einem wunderschönen Ausblick!!!

 Ich musste ein wenig schmunzeln, denn jetzt hatte ich meine Angst fast völlig vergessen, ich hatte ein leicht übermütiges Gefühl, wollte dort hinauf, es schien so, als hätte ich nie Angst gehabt. Ich stand kurz vor einem riesigen Erfolg!!! Fast spielerisch lief ich die 135 Stufen der Eisentreppe hoch und mein Therapeut scherzte, „Worauf habe ich mich hier nur eingelassen“! Tja, selbst Schuld, wer sich mit mir einlässt.......!! ;-)

 Mittlerweile hatte ich einen Lauf, ich dachte nicht mehr daran umzukehren, ich wollte jetzt ganz dort hinauf. Ich wollte dorthin, wo ich eigentlich dachte erst in einigen weiteren Versuchen hinzugelangen. Ich ging durch die enge letzte Wendeltreppe und ja, ich war oben!!!!!!

Wie in einem Finale zählte ich die kleinen Holzstufen, 1,2,3,4,5,6,7,8,9,10 und 11!! Jetzt war ich 509 Stufen gestiegen und stand völlig übermütig, überwältigt und glücklich dort oben und schaute stolz hinab auf den Rhein und über ganz Köln, dass von der Sonne bestrahlt wurde. Ich konnte es nicht glauben, ich stand oben, ganz oben auf dem Kölner Dom, nicht 50 Stufen, nein ganz oben!!! 509 Stufen!!!! Ich war oben!!!! Ich rief meinen Freund an und fragte ihn wo er ist. Er sagte am Bahnhof und dachte er könnte mich vor dem Dom abholen kommen. Ich sagte ihm das dauert noch ein bisschen denn: „ICH STEHE GANZ OBEN AUF DEM DOM“! Er wusste zu diesem Zeitpunkt wie sich später herausstellte noch nicht, dass ich mit ganz oben wirklich GANZ oben meinte, er dachte ich stünde auf der Plattform. Aber nein, ich war ja ganz oben!!! Mein Therapeut lobte mich und bedauerte es genau wie ich, dass wir keinen Fotoapparat dabeihatten. Das glaubt mir doch keiner sagte ich und er meinte scherzhaft, „Ich bin Zeuge“!

 Leider war es schon sehr spät und wir wurden gebeten den Abstieg anzutreten. Etwas traurig darüber schon wieder runter zu müssen aber natürlich viel mehr glücklich es geschafft zu haben ging ich also wieder runter. Eigentlich war es mehr ein Laufen. Mein Therapeut schrieb mir in einer mail später: „Beeindruckend fand ich auch, wie sie vor mir die Treppen heruntergelaufen sind - wie eine Olympionikin. Ich bin kaum hinterhergekommen (ein bißchen übertrieben - ich gebs zu, aber immerhin!) Da hätt selbst ich ´nen Drehwurm kriegen können.

 Ja und dann waren wir plötzlich wieder unten und mein Therapeut beglückwünschte mich zu meiner Leistung. Ich sah meinen Freund und mein Therapeut sagte zu ihm: „Hier hat jemand einen Glückwunsch verdient“! Er grinste. „Ich hatte damit gerechnet“ meinte er, dass ich bis ganz hoch gehen würde!! (Komisch, mir hat er davon nichts gesagt.) ;-)

 Einen Glückwunsch verdient, ja, das hatte ich glaube ich wirklich. Erst einen Tag später hat mich mein Vater daran erinnert, dass ich mir auf die Schulter klopfen musste, was ich dann auch noch nachgeholt habe. ;-)

 Ich war also tatsächlich auf dem Kölner Dom. Und ich habe dafür keine 3 Anläufe oder mehr gebraucht, nein ich habe es in einem Mal geschafft. Ich habe mich mit meiner Angst konfrontiert und festgestellt, dass sie auch von alleine wieder weniger wird, auch ohne, dass ich vor ihr weglaufe. Ich habe mir vorgenommen bald mit meinem Freund diese Aktion zu wiederholen, denn er wäre auch gerne hochgegangen, wie er mir nachher mitteilte.

 Na denn, bis bald, im bzw. auf dem Kölner Dom!!! J))

 

Tja, und was einmal klappt, das klappt auch zweimal!!

Schon 2 Tage nach meinem Erfolgserlebnis war ich wieder dort!!

Gerade komme ich mit meinem Freund aus Köln!! Wo wir waren?? Natürlich auf dem Kölner Dom!!

Diesmal habe ich so gut wie gar nicht an meine Angst gedacht, wenn dann wäre sie vielleicht bei 5% gewesen. Aber mehr auch nicht.

Wir waren wieder bis ganz oben und diesmal haben wir einen Fotoapparat mitgenommen!! ;-)

In Kürze werden hier unsere Fotos zu sehen sein, als Beweis!! ;-)

 

 

 



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